Ausbildung

Erste malerische Versuche unter Anleitung von Otto Ritschl in Wiesbaden, 1947; nach dem humanistischen Abitur freies Studium bei Otto Ritschl, dann als Assistent und Mitarbeiter, 1948-1953; zusammen mit Fritz Berneis Mitglied der „Künstlergruppe 1950", daneben Studium der Kunstgeschichte bei Harald Keller an der Universität Frankfurt/Main, 1951-52; Studium in Paris an der „Ecole des Beaux Arts" (Atelier des Fresques) bei Ducos de la Haille mit einem Stipendium des Centre des Affaires Culturelles auf Vermittlung von Hans Arp und Fernand Leger, ebenfalls durch Arp enger Kontakt und Zusammenarbeit mit Sonia Delaunay; Verbindung mit dem Kreis der Galerie Denise René, vor allem mit Vasarely, 1955-56; Studium der alten Meister im Louvre, besonders Poussin, Le Nain, David, Courbet, von den neueren Malern, vor allem André Bauchant und Ferdinant Leger im Musée de Art moderne.

Ortswechsel

Bis 1950 Wiesbaden/Frankfurt; 1953/54 St, Moritz, Schweiz; 1955/56 Paris; 1957-1961 Wiesbaden; 196Î-1968 Paris und London; 1969-1970 Wiesbaden; 1971 London; 1972-1978 Wiesbaden; ab 1978 München.

Lehrtätigkeit

Lehrer für Malerei, Zeichnen und Kunstgeschichte an der „Ecole A.B.C." in Paris, 19611964; Gastdozentur für Malerei am Canterbury College of Art, 1967; Gastdozentur für Malerei und Maltechnik am Goldsmith College der Universität London, 1971; Lehraufträge für Europäische und Deutsche Kunstgeschichte sowie Ölmalerei am Stanford University Study Center („Stanford in Germany") Stuttgart, 1973-74; Einzelunterricht für Technik der Ölmalerei (1979-1985 auch in Sommerkursen).

Mitgliedschaften

  • „Künstlergruppe 1950", Wiesbaden, Mitglied seit 1950 (zeitweise auch Vorsitzender);
  • Künstlersonderbund Deutschland, Berlin, Mitglied seit 1990.

Verwandtschaft oder Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Ab 1964 gemeinsamer Weg von der abstrakten zur gegenständlichen Malerei mit Stephen McKenna. London und Dublin.

Künstlerische Entwicklung (Stil, Themen, Tendenzen)

Früh beeindruckt von Jawlenskys Werk in den privaten Sammlungen in Wiesbaden, wo er Kindheit und Jugend verbrachte. Autodidakt. Ab 1947 langjährige Verbindung mit Otto Ritschi, Seine Arbeiten der ersten Jahre stehen ganz unter dem Einfluß der durch Ritschl vertretenen „klassizistischen" Variante der abstrakten Malerei.

Am Anfang der 50er Jahre erreichte diese Malerei eine formale Strenge, die in Deutschland ganz isoliert dastand. Dann aber zeigen Ausstellungen der Pariser Maler aus dem Kreis der Galerie Denise René eine in ihrer „abstraction froide" verwandte Tendenz. 

1955/56 Stipendium des Centre des Affaires Cultureilles für einen Studienaufenthalt in Paris durch Vermittlung von Hans Arp und Fernand Leger. Dort macht Arp ihn mit Sonia Delaunay bekannt, die seine Arbeiten unterstützt. Er tritt in Verbindung mit Denise René und findet engeren Kontakt mit Viktor Vasarely.

Bei Ducos de la Haille im Atelier de Fresques der Ecole des Beaux Arts studiert er die Technik der Wandmaleret. - In der eigenen Arbeit macht, sich nun immer mehr das Bedürfnis nach der Textur der abstrakten Formen einer wenn auch reduzierten Sinnlichkeit der materiellen Oberfläche bemerkbar. Jede Art von abstrakter Form oder Kontur wurden immer mehr eliminiert. So gelangte er um 1960 zu einer subtil variierten Monochromie, die als ein Endpunkt der bisherigen Entwicklung der Abstraktion erschien. -

Von 1961 bis 1964 lebte Schermuly erneut in Paris, und es tauchen in den Bildern zum ersten Mal imaginierte Naturobjekte auf, Formen die nicht abstrahiert waren, sondern Gestalt assoziierten. Der Louvre wurde nun zum großen Lehrer, aber die direkte Zuwendung zur Natur als Modell blieb vorerst verschlossen. Die theoretischen Grundlagen der neuen Entwicklung formulierte er in dem Fernsehfilm „Ein Tizian von Rubens (große Meister kopieren große Meister)" von 1969, der in den großen Museen Europas gedreht wurde. Die Auseinandersetzung mit den handwerklichen Problemen, die sich aus Hinwendung zu einer mehr gegenständlichen Malerei ergaben, wurde durch die Arbeit mit ausgewählten Studentengruppen an den Kunstakademien von Canterbury und London aktiviert.

Wenn man von einer Reihe von Menschenbildern aus den 60er Jahren absieht, entstehen die ersten nach der Natur aufgenommenen Gegenstände, vornehmlich Stilleben, um 1970. Doch bereits diese tragen deutlich das Kennzeichen von Schermuly's gegenständlicher Malerei, welches auch alle seine späteren Bilder charakterisiert: Aus der Abstraktion hervorgegangen, geht die Realität mit dieser eine innige Verbindung ein. Die Bilder stellen nicht mehr Gegenstände dar, sondern sie werden selbst zu Gegenständen; das Rot oder Gelb als Lokalfarbe eines Apfels etwa wird zu einer selbständigen Materie, die unter der vielfältigen Bearbeitung eine eigene Vibration angenommen hat. Der mit Schermuly befreundete Maler Stephen McKenna beschreibt eine ähnliche Empfindung dieser Eigentümlichkeit von Schermuly's Bildern: „Was als Ergebnis auf der Leinwand sieht, ist eine Erfindung, eine poetische Realität, deren Konzeption durch ein besonderes Modell angeregt wurde, ohne dessen "Wiedergabe" zu sein.

1979 wählte Schermuly München als seinen Wohnsitz, blieb zunächst der in der abstrakten Periode erworbenen Gewohnheit treu, seine Bilder, meist Stilleben und Menschenbilder, im Atelier zu malen. Ein Versuch, in die Landschaft zu gehen, scheiterte zunächst, weil die Landschaft für ein visionäres Konzept nicht abbildbar schien. In den letzten Jahren, seit dem großformatigen „Waldinneres" von 1992, hat er auch eine Möglichkeit gefunden, die Landschaft aus der Erinnerung wiederentstehen zu lassen. Für die Realisierung dieser Landschaften im Atelier verwendet er reiches gesammeltes Material von Steinen, Baumrinden, Erden, Pflanzen, Wurzeln, die die Phantasie anregen und die Wirklichkeit der Erscheinung vertiefen.

Eine Schau figurativer Kunst im Museum Dublin versuchte eine Zuordnung seiner Kunst, indem sie eines seiner großen Aktbilder mit Akten von Balthus und L. Freud zusammenstellte. Die Position Schermuly's innerhalb der neuen Figuration ist dadurch gekennzeichnet, daß er zu einer Generation gehört, deren frühe ästhetische Erfahrung durch die abstrakte Malerei bestimmt war. Wer aus dieser Generation den Weg zur figurativen Malerei suchte, bemüht sich zumeist, Anschluß an eine der historischen Schulen der Kunstgeschichte oder an im 20. Jhdt. fortwirkende Schulen oder die Photographie zu finden. Schermuly versuchte statt dessen, Konzepte der Gegenständlichkeit zu vermeiden und die Körper seiner Bilder aus Detailbeobachtungen, innerhalb derer die Grenze zwischen Figuration und Abstraktion aufgehoben war, gleichsam „von selbst" entstehen zu lassen. - Neben der Einfühlung in die reale Welt entstehen bei Schermuly seit 1970 die sog. „Phantasien", in denen intensive Analysen von Gegenständen freie Traumvisionen realisieren. Seit 1977 entsteht eine Reihe von großen Wandbildzyklen, in denen sich diese Verbindung von Raum und Wirklichkeit wiederfindet: z.B. „Erde-Mineral-Chemie" (1977) und „Das Laboratorium" (1986-87).